Die breite Bevölkerung hat die Botschaft ,,Cholesterin ist schädlich” und “Fett im Essen erhöht den Cholesterin-Wert” ohne Rückfragen verinnerlicht – in Werbungen, von Ärzten, in Zeitschriften und sogar in Hollywood-Filmen wird dieses Dogma weiterhin verbreitet und vertreten: wenn man zu viel Steak, Butter und fettige Lebensmittel isst, erleidet man womöglich einen Herzinfarkt oder Schlaganfall – Rotes Fleisch und fettige Nahrung sollten deshalb für alle ein Tabu sein, die an Herz- und Gefässerkrankungen leiden oder diese nicht bekommen möchten. Viele Ärzte behaupten weiterhin, wenn man zu viel Cholesterin, also fetthaltige Nahrungsmittel zu sich nimmt, dann würde das Herz- und Schlaganfallrisiko steigen.
Umso erstaunlicher ist deshalb, dass diese Aussagen wissenschaftlich nicht nur fragwürdig, sondern bereits mehrfach widerlegt wurden. Die Aussage, dass Cholesterin in der Nahrung unser Risiko an Arteriosklerose zu erkranken steigen lässt, beruht nicht auf dem wissenschaftlichen Konsens und ist veraltet. Denn: Cholesterin in fettreichen Nahrungsmitteln und das Cholesterin im Blut konnten in zahlreichen wissenschaftlichen Studien nicht miteinander in Verbindung gebracht werden. Zudem beruht die Aussage, dass cholesterinhaltige Nahrungsmittel das Herz- und Schlaganfallrisiko erhöhen, auf veralteten und mittlerweile widerlegen Aussagen eines Arztes, der diesen Mythos erfolgreich nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitet hat.
Wie der wissenschaftliche Kenntnisstand zu Cholesterin und Ernährung wirklich aussieht, zwischen welchen zwei Cholesterin-Typen man unterscheiden muss und ob man auf tierische Fette lieber verzichten sollte, das möchten wir in diesem Artikel klären.
Was ist Cholesterin?
Cholesterin ist ein ungesättigter und geschmackloser Alkohol, der von einem Steroidgerüst abgespalten wird. Der Name wird abgeleitet vom griechischen Wort “chole”, was “Fett” bedeutet.
Cholesterin (wenn es von unserem Körper produziert wird, wird übrigens Cholesterol genannt) ist das bedeutendste Steroid in der Zoologie. Wir finden Cholesterin in fast allen tierischen Fetten und teilweise sogar in pflanzlichen Materialien vor – dort allerdings nur in geringen Mengen. Erstmals wurde das Cholesterin im Jahre 1788 aus Gallensteinen isoliert, in denen es besonders angereichert vorliegt. Da der Sterolring des Cholesterins nicht abgebaut werden kann, wird er zur Leber transportiert und dort in Gallensäure umgewandelt und über die Galle schliesslich in unseren Darm ausgeschieden.
Ebenso finden wir Cholesterin in unserer Hirnmasse, wo es bis zu 10% der “Trockenmasse” ausmacht. Cholesterin macht weiterhin einen Grossteil der Masse in Eidotter, unserer Haut, den Nebennieren und im Wollfett von Schafen (dort “Lanolin” genannt) aus.
Wenn Cholesterin so zahlreich in unserem Körper vorkommt und ein Bestandteil wichtiger Organe, wie der Haut und des Gehirns, ist, dann hat es wahrscheinlich eine sinnvolle Funktion, nicht wahr?
Wozu ist Cholesterin da?
Cholesterin ist ein essenziell wichtiger Bestandteil unseres Körpers. Es ist ein bedeutsamer Baustein für unsere Zellmembran und macht einen Grossteil der Fettschicht in unserer Haut aus.
Das Cholesterin ist häufig ein Ausgangsprodukt für die Bildung anderer Steroide, wie z.B. einiger Hormone, die auch Steroidhormone genannt werden. Ebenso ist es an der Bildung von Steroid-Alkaloiden, dem Vitamin D, sowie der Gallensäure beteiligt.
Wir Menschen nehmen das Cholesterin entweder über die Nahrung in unseren Körper auf oder es wird von den Zellen in unserem Körper selbst produziert. Cholesterin ist nämlich so wichtig für unser Überleben, dass unser Körper es selbst herstellen kann. Ein erwachsener Mensch bildet beispielsweise etwa 800 mg Cholesterin an einem Tag. Grundsätzlich ist es so, dass jene Zellen, die Cholesterin zur Herstellung von Hormonen oder anderen Stoffen benötigen, es zumeist auch selbst herstellen können. Dies ist z.B. der Fall für Zellen, die Sexualhormone oder Kortison herstellen und hierfür Cholesterin benötigen.
Wie immer in der Biologie und Biochemie ist es allerdings nicht ganz so einfach, denn Cholesterin ist nicht gleich Cholesterin. Und genau hier finden wir die wichtige Unterscheidung, welche die Aussage, dass Cholesterin schädlich ist, zur Diskussion stellt.
Wie bereits erwähnt, kann Cholesterin von unserem Körper durch die Nahrung aufgenommen werden oder vom Körper selbst produziert werden. Cholesterin wird also entweder synthetisiert oder von Lipoproteinen ins Blut befördert. Genau jene Lipoproteine, die das Cholesterin ins Blut befördern, sind die eigentlichen “Übeltäter”, die dem Cholesterin zu Unrecht seinen schlechten Ruf verschafft haben.
Aber wie können wir das Cholesterin in dieser Hinsicht unterscheiden?
Hierbei ist die Unterscheidung von Cholesterin nach seiner Dichte besonders bedeutsam:
Wir unterscheiden zwischen dem LDL-Cholesterin (Low-density-lipoprotein-Cholesterin), einem Lipoprotein-Partikel mit niedriger Dichte und dem HDL-Cholesterin, einem Lipoprotein-Partikel mit hoher Dichte.
Je nachdem mit welchem Lipoprotein das Cholesterin transportiert wird, kann man die Transportsysteme in diese Untergruppe einteilen. Cholesterin wird im Blut von Ärzten als Gesamtwert ermittelt, der wiederum in die zwei Unterwerte, HDL und LDL, kategorisiert werden kann.
HDL – das “gute” Cholesterin
HDL, ein Lipoprotein-Partikel mit hoher Dichte, dient als Transportsystem für Cholesterin. Es gilt umgangssprachlich als “gutes” Cholesterin, weil es erwiesenermassen keine Arterienverkalkungen verursacht und sogar in der Lage ist, überschüssiges Cholesterin, das in den Gefässwänden abgelagert wurde, wieder zu entfernen.
HDL transportiert das Blutfett in die Leber, wo es abgebaut wird. HDL wird deshalb von Ärzten und Wissenschaftlern lediglich als Marker für eine potenzielle Gefässerkrankung gesehen – es verursacht selbst keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
LDL – das “böse” Cholesterin
Das LDL, ein Lipoprotein mit niedriger Dichte, stand hingegen eine lange Zeit in der Kritik: Die Transportproteine mit niedriger Dichte würden Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen und die Arterien verstopfen.
Menschen mit einem hohen LDL-Wert wurden von ihren Ärzten deshalb ermahnt und die Ernährung sollte strikt eingeschränkt werden mit einem Verzicht auf tierische Fette. Wenn der LDL-Wert tatsächlich zu hoch im Blut ist, dann steigt auch das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Ob dieser Anstieg des LDL-Wertes allerdings durch Cholesterin aus der Nahrung verursacht wird, das konnte bisher nicht klar erwiesen werden. Der Anstieg des LDL-Spiegels konnte nämlich auch bei Menschen beobachtet werden, die nur sehr wenige tierische Fette zu sich nahmen.
Rein wissenschaftlich betrachtet macht die landläufige Unterscheidung in “gut” und “schlecht” übrigens wenig Sinn, da die Lipoproteine qualitativ gleichwertig sind.
Aber warum ist das LDL dann “böse?
Wissenschaftlicher Kenntnisstand zu Cholesterin in der Nahrung
Wissenschaftliche Studien konnten folgende Erkenntnisse hervorbringen: Menschen, die einen hohen LDL haben oder einen niedrigen HDL, haben ein höheres Risiko an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erkranken.
Wenn man den LDL-Cholesterinwert gesenkt, kann man das Herzinfarktrisiko senken. Ein Erhöhen des HDL-Wertes hingegen, senkt das Risiko nicht.
Aus diesem Grund sieht man in der Wissenschaft HDL als einen Marker für Herz-Kreislauf-Erkrankungen an.
LDL ist grundsätzlich nicht als “böses” Cholesterin zu betrachten, sondern kann als kausaler Faktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesehen werden.
Doch kann man eine ungesunde Ernährung oder eine unverhältnismässig fettige Ernährung als koronaren Risikofaktor deshalb ausschliessen?
Der Verstoss gegen Grundgesetze der Natur & wirtschaftliche Interessen
Eine ungesunde Ernährung wirkt sich negativ auf unsere Gesundheit aus – das ist ein wissenschaftlicher Fakt. Fast Food, exzessiv viel rotes Fleisch zu essen und fehlende Ballaststoffe und Vitamine zu sich zu nehmen, werden einen Menschen auf Dauer krank machen, auch das ist ein Fakt. Tierische Proteine hingegen dienen dem Menschen seit jeher als nährstoffreiche und gesunde Nahrungsquelle. Seit Anbeginn der Menschheit nehmen wir tierische Proteine zu uns und unser Körper hat sich evolutionär optimal auf die Verwertung dieser Proteine eingestellt.
Interessant ist auch, dass die Margarine-Industrie in den 70er Jahren mehrere Millionen in das “Runtermachen” des Cholesterins in der Butter investiert hat, obwohl wir mittlerweile wissen, dass Butter das einzige Fett ist, das unser Körper sofort und optimal verwerten kann.
Bereits in den 1950er Jahren bestätigte auch der amerikanische Ernährungswissenschaftler Ancel Keys:
„Es gibt keine wie auch immer geartete Verbindung zwischen dem Cholesterin im Essen und dem Cholesterin im Blut. Und wir wussten es die ganze Zeit. Das Cholesterin im Essen ist uninteressant, es sei denn, man ist ein Huhn oder ein Kaninchen.“
Dass Cholesterin und Fett grundsätzlich ungesund sind und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen, ist wissenschaftlich falsch. Ebenso ist es nicht wissenschaftlich haltbar, dass tierische Fette zu Arteriosklerose führen oder uns krank machen.
Dieser Mythos wurde von einem amerikanischen Arzt nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitet, der die hohe Sterblichkeit von Männern an Herzinfarkten in den USA zu erklären versuchte. Dass weniger europäische Männer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Nachkriegs-Europa starben, konnte sich dieser nur mit der fettigen Nahrung in den USA erklären und verbreitete diese Annahme beim jährlichen Ärzte-Kongress – der Mythos nahm seinen Lauf, ohne einen ausreichenden und belegten, wissenschaftlichen Halt.
Mittlerweile wurde längst erwiesen, dass der Cholesterin-Wert in unserem Blut nicht durch unsere Nahrung bestimmt wird.
Bereits die Muttermilch enthält hohe Mengen an Cholesterin uns ist erwiesenermassen eines der gesündesten Lebensmittel, die es gibt. Zu stark prozessierte Lebensmittel, wie z.B. Weizenmehl, stehen hingegen in starkem Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und dem Cholesterinspiegel im Blut.
Der menschliche Verstoss gegen die Grundgesetze der Natur und die starke Veränderung eines natürlichen Lebensmittels durch technische und chemische Prozesse, wurde in zahlreichen Studien in Verbindung mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dem Cholesterinspiegel im Blut und bösartigen Tumoren gebracht.
Ernährt sich ein Mensch mit gesundem Menschenverstand, auch mit rotem Fleisch, Butter und Vollmilch, dann ist dies wissenschaftlich und ernährungsphysiologisch gesehen kein Grund dafür, dass dieser Mensch an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden wird oder leidet. Ebenso erhöht es nicht den Cholesterin-Wert im Blut.
Zahlreich Studien konnten belegen, dass ein gestörter Stoffwechsel, isolierte Kohlenhydrate aus prozessierten Lebensmitteln und vererbte Krankheiten der wesentliche Faktor für einen erhöhten LDL-Cholesterinspiegel sind und die Entstehung der Arteriosklerose begünstigen, nicht jedoch Cholesterin.
Das Fazit – Cholesterin in unserer Nahrung hat keinen Einfluss auf Herz- und Gefässerkrankungen
Das Fazit lautet: Das Cholesterin in unserer Nahrung hat keinen Einfluss auf Herz- und Gefässerkrankungen.
Cholesterin ist ein essenziell wichtiger Stoff für unseren Körper und wird von diesem selbst hergestellt. Ebenso ist Cholesterin wichtig, damit bestimmte Hormone und Vitamine von unserem Körper hergestellt werden können. Das Cholesterin in unserer Nahrung beeinflusst nicht den Cholesterinspiegel in unserem Blut, sondern isolierte Kohlenhydrate und Stoffwechselstörungen (Fettstoffwechselstörung).
Ernähren wir uns bewusst, ausgewogen und gesund, dann stellen tierische Fette, die Cholesterin enthalten, keine Gefahr für unsere Gesundheit dar, sondern können diese sogar fördern.
Erbkrankheiten und Stoffwechselerkrankungen sind häufig ein Faktor, bei dem der Cholesterinspiegel beobachtet werden sollte.
Zudem ist es wichtig, dass wir tierische Proteine aus hochwertigen Quellen aufnehmen: wie z.B. ein Steak aus dem Bio-Markt statt Chicken Nuggets. Oder auch Vollmilch von Weidekühen anstatt ein Milchshake vom Fast-Food-Restaurant. Hohe gesättigte Fettsäuren können das Schlaganfall-Risiko zudem um 20% senken.
Denn: Prozessierte Lebensmittel und isolierte Kohlenhydrate in diesen, stellen ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen dar und können die Entstehung der Arteriosklerose begünstigen.
Quellen:
https://www.spektrum.de/news/ernaehrung-wie-schaedlich-ist-cholesterin-wirklich/1970140
1 Kommentar
Es wäre zu ergänzen ob zu niedrige Cholesterinwerte zuGesundheitsproblemen führen können .