Nutrience Reference Values, kurz auch NRV genannt und Dietary Reference Values, DRV, sind Richtwerte für die Nährstoffzufuhr, die von Regierungsbehörden und Gesundheitsorganisationen weltweit verwendet werden, um den Bedarf an essenziellen Nährstoffen für den Menschen zu definieren.
Die NRVs sind in der EU als Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr definiert und werden von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) berechnet, während die DRVs von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderen Gesundheitsbehörden auf globaler Ebene festgelegt werden. Die Werte stehen immer wieder in der Kritik aufgrund verschiedener Aspekte, auf die wir in diesem Artikel näher eingehen möchten.
Erfahren Sie, warum Sie diese offiziellen Richtwerte ggf. mit einem Körnchen Salz nehmen sollten.
Wofür stehen die Abkürzungen DRV und NRV?
Die Abkürzungen DRV und NRV beziehen sich beide auf Referenzwerte für die Nährstoffaufnahme, unterscheiden sich jedoch in ihrer Bedeutung und Verwendung.
DRV steht für "Dietary Reference Values“, zu Deutsch „Ernährungsreferenzwerte“. Es geht hierbei um die empfohlene Tageszufuhr und der Begriff bezieht sich auf die von Regierungen und Gesundheitsbehörden herausgegebenen Empfehlungen für die tägliche Aufnahme von Nährstoffen, um eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu gewährleisten. Die DRV decken eine breite Palette von Nährstoffen ab, einschliesslich Vitamine, Mineralien, Proteine, Fette und Kohlenhydrate, und sind für verschiedene Altersgruppen, Geschlechter und Aktivitätsstufen festgelegt.
Der Begriff NRV hingegen steht für "Nutrient Reference Values“, zu Deutsch “Referenzwerte für Nährstoffe” und bezieht sich auf die von der Lebensmittelindustrie und dem Handel verwendeten Standards für die Nährstoffzusammensetzung von Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln. Die NRV basieren auf den DRV, werden jedoch manchmal als Marketinginstrument eingesetzt, um die gesundheitsfördernden Eigenschaften von bestimmten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln zu bewerben.
Ein wichtiger Unterschied zwischen den beiden Konzepten ist ihr Verwendungszweck. Während die DRV offiziell auf die Erhaltung der Gesundheit und die Prävention von Krankheiten abzielen, sollen NRV die ausgewogene und ausreichende Nährstoffzufuhr durch bestimmte Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel fördern.
Hierauf möchten wir folglich noch etwas genauer eingehen.
Wozu dienen DRV und NRV?
Die Werte dienen offiziell dazu, eine optimale Nährstoffzufuhr für die Bevölkerung zu gewährleisten und Ernährungsrichtlinien zu entwickeln, die auf die Gesundheitsbedürfnisse der Menschen abgestimmt sind. Die DRV und NRV geben demnach an, wie viel von jedem Nährstoff eine Person pro Tag benötigt, um gesund zu bleiben, ein normales Wachstum zu haben und eine normale Entwicklung gewährleisten zu können. Je nach Altersgruppen und Geschlechtern sind die Werte unterschiedlich.
Die NRV und DRV sind für verschiedene Nährstoffe definiert. Es hängt von den Nährstoffen ab, die das Lebensmittel enthält, wie hoch die NRV und DRV sind. Wenn es beispielsweise um Kalzium geht, dann sind Milchprodukte wie Milch, Joghurt und Käse sowie grünes Blattgemüse wie Grünkohl und Spinat gute Quellen für Kalzium mit entsprechend hohen Werten. Für Eisen hingegen empfehlen sich rotes Fleisch, Fisch, Geflügel, Bohnen und Linsen sowie dunkelgrünes Blattgemüse wie Grünkohl und Spinat.
Es ist wichtig, darauf zu achten, dass man eine ausgewogene Ernährung mit einer Vielzahl von Lebensmitteln zu sich nimmt, um sicherzustellen, dass man alle Nährstoffe erhält, die man benötigt. Die NRV und DRV dienen deshalb nur als Richtlinien, die dabei helfen sollen, sicherzustellen, dass man ausreichende Mengen an essentiellen Nährstoffen zu sich nimmt.
Ganz so einfach ist es aber am Ende nicht, denn die NRV und DRV werden nicht immer 100 % transparent berechnet und festgelegt und auch die dahinterstehende Wissenschaft ist mit ein wenig Skepsis zu betrachten, wenn man sie genauer beleuchtet.
Worauf basieren diese Werte?
Die Festlegung von NRV und DRV basiert auf wissenschaftlichen Studien zur Nährstoffaufnahme und -verwertung sowie zur Beurteilung der gesundheitlichen Auswirkungen von Nährstoffmängeln und -überschüssen.
Es gibt immer wieder Diskussionen darüber, wie die NRV und DRV festgelegt werden und wer dabei Einfluss auf die Entscheidungen hat. Häufig wird der Vorwurf laut, dass Politik und Lobbyismus oft einen grösseren Einfluss auf die Festlegung der Werte haben als die Wissenschaft, auf derer die Werte eigentlich basieren sollen. Insbesondere die Interessen der Lebensmittelindustrie und anderer Interessengruppen stehen bei der Kritik im Fokus, denn diese haben bestimmte monetäre Interessen daran, dass ihre Produkte und Lebensmittel gut vertrieben werden können.
Aber wie sehen die Kritikpunkte konkret aus?
Einige Wissenschaftler argumentieren zum Beispiel, dass die allgemeinen Werte trotz der berücksichtigten Faktoren zur Individualisierung (Alter, Geschlecht, Gewicht etc.) trotzdem noch zu allgemein gehalten sind und zahlreiche individuelle Bedürfnisse und Aspekte nicht berücksichtigt werden. Der Nährstoffbedarf, die Nährstoffaufnahme und die bestmögliche Nahrungsaufnahme variieren stark von Person zu Person. Die allgemeinen Werte kratzen demnach nur an der Oberfläche. Zu solchen individuellen Aspekten gehören etwa Unverträglichkeiten, Krankheiten, erbliche Voraussetzungen, Stoffwechselerkrankungen, ethnische Aspekte und bestimmte Berufsfelder.
Zusätzlich dazu basieren die meisten NRV und DRV auf epidemiologischen Studien, die Korrelationen zwischen Nährstoffaufnahme und Gesundheit untersuchen. Allerdings können Korrelationen nicht immer auf Kausalität schliessen lassen und es können auch andere Faktoren eine wichtige Rolle spielen, die in diesen Studien nicht berücksichtigt wurden.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die NRV und DRV oft nicht ausreichend aktualisiert werden. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Nährstoffaufnahme und -verwertung sowie zur gesundheitlichen Bedeutung von Nährstoffen werden möglicherweise nicht schnell genug berücksichtigt.
Beispiele für die Problematik der Werte
Folglich möchten wir anhand einiger konkreter Beispiele veranschaulichen, weshalb die DRV und NRV mit einer gesunden Portion Skepsis betrachtet werden sollten.
Zucker
Ein Beispiel für die begründete Kritik bezüglich dieser Werte und eine laufende Diskussion lässt sich für die Zufuhrempfehlung für Zucker finden.
Die DRV und NRV für Zucker sind umstritten, weil es zunächst verschiedene Arten von Zucker gibt und der Körper diese unterschiedlich verarbeitet. Insbesondere der Konsum von raffiniertem Zucker und anderen einfachen Kohlenhydraten ist mit einer Reihe von Gesundheitsproblemen wie Übergewicht, Diabetes und Herzerkrankungen verbunden.
Die derzeitigen DRV und NRV empfehlen eine tägliche Aufnahme von maximal 10 % der Gesamtenergiezufuhr aus freiem Zucker. Freier Zucker umfasst alle Zuckerarten, die Lebensmitteln und Getränken zugesetzt werden, sowie Zucker, der natürlicherweise in Honig, Sirupen, Fruchtsäften und Fruchtkonzentraten enthalten ist.
Einige Experten argumentieren jedoch, dass diese Empfehlung immer noch viel zu hoch ist und dass der Konsum von Zucker noch weiter reduziert werden sollte, um die Gesundheit zu verbessern. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass einige Zuckerarten wie Fruktose, die in hohen Mengen in Softdrinks und anderen zuckerhaltigen Getränken vorkommen, besonders schädlich für die Gesundheit sein können, wenn eine Person nicht einen erhöhten Zuckerbedarf hat, weil sie z. B. Extremsportler ist.
Einige Kritiker werfen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit vor, bei den Werten für Zucker zu sehr auf die Interessen der Lebensmittelindustrie zu achten. Denn: Raffinierter Zucker kann bekanntlich süchtig machen.
Vitamin D
Ein weiteres Beispiel für einen NRV oder DRV, der kritisch betrachtet werden kann, ist die Empfehlung für die Zufuhr von Vitamin D. Die NRV und DRV empfehlen eine tägliche Aufnahme von 10 bis 20 µg Vitamin D für Erwachsene, um eine optimale Gesundheit der Knochen zu gewährleisten.
Allerdings haben einige Forschungsstudien gezeigt, dass höhere Dosen von Vitamin D für einige Menschen notwendig sein könnten, um einen ausreichenden Vitamin D-Spiegel im Blut aufrechtzuerhalten. Dies betrifft speziell ältere Menschen, Menschen mit dunklerer Hautfarbe und Menschen, die wenig Sonnenlicht ausgesetzt sind. Halten sich diese Menschen lediglich an die allgemeinen Werte, können sie Schwierigkeiten haben, ausreichend Vitamin D aus Sonnenlicht und Ernährung zu bekommen.
Zusätzlich gibt es auch Diskussionen darüber, ob die derzeitigen NRV und DRV für Vitamin D ausreichend sind, um die nicht knochenbezogenen Wirkungen von Vitamin D zu berücksichtigen, wie zum Beispiel die Rolle von Vitamin D bei der Immunfunktion und Entzündungshemmung.
Das Beispiel von Vitamin D zeigt, dass die NRV und DRV als allgemeine Empfehlungen betrachtet werden sollten und dass die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen bei der Festlegung der optimalen Nährstoffaufnahme berücksichtigt werden müssen. Wie oft kommt meine Haut in Kontakt mit der Sonne? Welcher Hauttyp bin ich und in welchen Breitengraden lebe ich? Im allgemeinen weichen beim Vitamin D die NRV und DRV, mit einer meist zu tief angegebenen Empfehlung, wesentlich von den wissenschaftlichen Erkenntnissen ab.
Wie sieht der Lösungsansatz aus?
Um die Relevanz, Transparenz und Glaubwürdigkeit dieser Werte zu erhöhen, sollten die Regierungsbehörden und Gesundheitsorganisationen bei der Festlegung der NRV und DRV sicherstellen, dass sie auf einer ausgewogenen Berücksichtigung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und insbesondere einer unabhängigen Expertise beruhen. Ausserdem sollten Interessenkonflikte offengelegt und minimiert werden, um den Einfluss von Lobbyarbeit und politischen Interessen auf die Entscheidungsfindung zu reduzieren. Nicht selten werden jene Studien, die zur Grundlage der “Berechnung” solcher Werte dienen, von Lebensmittel-Grosskonzernen oder Shareholdern finanziert – ein Interessenkonflikt ist nicht zu leugnen.
Es ist auch wichtig, dass die Öffentlichkeit und Gesundheitsexperten über die NRV und DRV informiert werden und verstehen, wie diese Werte festgelegt werden und wie sie verwendet werden sollten, um eine gesunde Ernährungsweise der Bevölkerung zu fördern. Eine umfassende und leicht zugängliche Kommunikation über diese Werte und ihre Bedeutung kann dazu beitragen, Verwirrung und Fehlinformationen zu vermeiden und das Vertrauen in diese Richtwerte wieder zu stärken.
Und wie geht BETHECHANGE mit diesen Werten um?
Die menschliche Biochemie – BE THE CHANGE
Wir stellen Lebensmittel, Vitalstoffpräparate und Sportnahrung her, die nachhaltig zu Gesundheit und Wohlbefinden beitragen und die tägliche Ernährung unterstützen und vereinfachen. Natürlich richten wir uns nach den für den Menschen wertvollsten Nährstoffen und Wirkstoffen, wobei wir die wissenschaftlich fundierten NRV und DRV miteinbeziehen, aber trotzdem eine gesunde Skepsis an den Tag legen, weil der stattfindende Lobbyismus dies aktuell leider noch erforderlich macht.
Bei der Konzeption und Herstellung orientieren wir uns insbesondere an der menschlichen Biochemie und stimmen all unsere Produkte auf diese ab. Wir achten stets darauf, dass unsere Produkte hoch bioverfügbar sind, um die optimale Resorption der Wirkstoffe in den Körper zu ermöglichen.
Zudem sichern wir die Qualität der Produkte, indem wir jeden Schritt in der Herstellung gleich stark gewichten. Unsere Güte weisen wir transparent mittels Zertifikaten aus.
Quellen:
1. https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/dietary-reference-values
2. EFSA NDA Panel. Scientific opinion on principles for deriving and applying dietary reference values. EFSA Journal. 2010;8(3):1458–1488.
3. https://www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/nutri-score/bericht-naehrwertreferenzwerte-schweiz.pdf.download.pdf/Full%20report_NRV_HEdS_final.pdf
4. Russell RM. Setting dietary intake levels: problems and pitfalls. Novartis Found Symp. 2007;282:29-36; discussion 36-45, 212-8. doi: 10.1002/9780470319444.ch3. PMID: 17913222.
5. Lupton JR, Blumberg JB, L'Abbe M, LeDoux M, Rice HB, von Schacky C, Yaktine A, Griffiths JC. Nutrient reference value: non-communicable disease endpoints--a conference report. Eur J Nutr. 2016 Mar;55 Suppl 1:S1-10. doi: 10.1007/s00394-016-1195-z. PMID: 26983608; PMCID: PMC4819601.
6. Barr SI. Introduction to dietary reference intakes. Appl Physiol Nutr Metab. 2006 Feb;31(1):61-5. doi: 10.1139/h05-019. PMID: 16604144.
7. Allen LH, de Benoist B, Dary O, Hurrell R. Guidelines on food fortification with micronutrients. Geneva, Switzerland: World Health Organization, Food and Agriculture Organization; 2006.