Wissenschaft gibt Entwarnung – Colostrum birgt kein Doping-Risiko

Wissenschaft gibt Entwarnung – Colostrum birgt kein Doping-Risiko

Sportler und Athletinnen achten meist besonders sorgfältig auf eine gesunde Ernährung und ihren Körper. Durch ihren hohen Energieverbrauch und die exponentiell hohe Belastung für den Körper, greifen Athleten und Sportlerinnen gerne zu Nahrungsergänzungsmitteln und Supplementen. Colostrum, das natürliche Immun- und Nährstoffwunder von Mutter Natur, ist deshalb bereits seit mehr als 20 Jahren besonders interessant für Sportler und Athleten aus aller Welt. Bedauerlicherweise und wie wir heute wissen, zu Unrecht, stand die nährstoffreiche Biestmilch eine Zeit lang unter Verdacht als Dopingmittel zu fungieren, weshalb es kurzzeitig für Sportler verboten wurde und auf der Liste für verbotene Substanzen der Wada (World Anti-Doping Agency) stand. Während Colostrum mittlerweile nicht mehr von der Wada verboten wird, rät die Agentur in deren FAQ-Bereich trotzdem noch von der Einnahme während professioneller Sportwettkämpfe ab. Wissenschaftliche Studien, Biochemiker und Lebensmittelforscher haben mittlerweile Entwarnung für Sportler geben können: Colostrum birgt kein Doping-Risiko. Darüber hinaus können unzählige, positive Wirkungen von Colostrum auf die Gesundheit belegt werden.

Warum Athleten keine Angst mehr vor der Einnahme von Colostrum während Wettkämpfen haben müssen, es nicht als Dopingmittel gilt und weshalb die Einnahme sogar ratsam für Menschen ist, die regelmässig und intensiv Sport treiben, das möchten wir in diesem Artikel klären. Auch den Beweggrund der Wada, von der Einnahme von Colostrum während Wettkämpfen weiterhin abzuraten, möchten wir thematisieren. 

Cow stroking

Colostrum - Das Wundermittel für Athleten

Wenn Sie unseren ausführlichen Artikel über Colostrum noch nicht gelesen haben, können Sie das gerne hier noch einmal tun.

Kurzgesagt, ist Colostrum die erste Substanz, die nach der Schwangerschaft eines Säugetiers, also z.B. von einer Frau oder einer Kuh, an ein Neugeborenes abgegeben wird. Colostrum wird in flüssiger Form von den weiblichen Milchdrüsen produziert und enthält konzentrierte und vielseitige Inhaltsstoffe in Form von Antikörpern, Eiweissen, Vitaminen, Aminosäuren und noch viele weitere wertvolle Inhaltsstoffe, die das neue Lebewesen in den ersten Tagen nach der Geburt stärken sollen.

Unter diesen gesunden Nährstoffen befindet sich auch das IGF-1, das ein sogenannter Wachstumsfaktor ist.

Doch was ist IGF-1 eigentlich?

IGF-1 – Die Grundlage für die Doping-Diskussion

Einfach gesagt, ist IGF-1 ein Wachstumshormon, das sich u.a. in Milchprodukten vorfindet – demnach auch in der Biestmilch, dem Colostrum.

Wissenschaftlich gesehen ist IGF-1 noch etwas komplexer. Es ist ein Cytokin, das von seiner Struktur und Funktion mit dem besser bekannten Insulin verwandt ist. IGF-1 stimuliert die körpereigene Proteinsynthese und kann deshalb Wachstumsprozesse, wie z.B. von Organen oder Muskeln, natürlich unterstützen. Unterscheiden tut sich der IGF (Insulin-like-Growth-Factor) jedoch durch seine fehlende, immunologische Kreuzreaktivität. Die immunologische Kreuzreaktivität ist die Bindung eines Antikörpers an zwei unterschiedliche Antigene.

Grundsätzlich sind IGFs an der Wundheilung im Körper beteiligt, an Hypertrophien (Wachstumsvorgängen von Organen) und der Regeneration von geschädigten Nervenzellen.

Es gibt insgesamt zwei IGFs: den IGF-1, der auch als Somatomedin C oder “basisches Somatomedin” bezeichnet wird und in diesem Artikel diskutiert wird und den IGF-2. IGF-1 wird in unserem Körper übrigens von der Leber gebildet.

Die “insulinartigen Wachstumsfaktoren” sind hoch-konservierte, homologe Peptide, die sowohl von fetalen als auch adulten Geweben im Körper gebildet werden.

In unserem Blut und in dem für uns relevanten Colostrum liegt der Hauptanteil an IGFs an spezifische Proteine gebunden vor, die als Transportproteine dienen.

Und wie genau wirken diese IGFs und warum hat die Wada Colostrum eine Zeit als Doping eingestuft?

Die Wirkung von IGFs – Doping?

IGFs haben grundsätzlich vielfältige Wirkungen auf unseren Körper. Sie bewirken eine Absenkung unseres Blutzuckerspiegels und regen Wachstumsfaktoren im Körper an. Sie wirken darüber hinaus zum Teil synergistisch mit anderen Wachstumsfaktoren in unserem Körper.

IGFs stimulieren zudem unsere DNA-Synthese, die Proteinsynthese, erhöhen die Zellteilungsrate und erhöhen unseren Stoffwechsel. Die natürliche Serumkonzentration an IGFs beträgt bei einem Erwachsenen zwischen 150 und 250 μg/l für IGF-1 und 400–900 μg/l für IGF-2.

IGFs sind ein natürlicher Bestandteil unseres Körpers. Die Wirkung als Wachstumshormon hat die World Anti-Doping Agency vor 2013 kurzzeitig dazu bewegt, das natürlich enthaltene IGF-1 in Colostrum als Doping einzustufen und als muskelaufbauende Substanz im und ausserhalb des Wettkampfes zu verbieten.

Seit 2013 wurde dieses Verbot aufgehoben und durch ein Abraten im “Fragen und Antworten”-Bereich der Wada ersetzt. Die Wada gibt anzudenken, dass die Einnahme von Colostrum eventuell zu einem positiven Dopingtest führen könnte, obwohl sie Colostrum selbst nicht mehr als Doping-Substanz einstuft.

Hinweis der Wada

Das Abraten vom Colostrum-Konsum während Wettkämpfen, um keinen positiven Dopingtest zu riskieren, das seit 2013 im FAQ-Bereich der Wada zu finden ist, wirkt immer noch abschreckend auf einige Sportler.

Diese möchten verständlicherweise keinen positiven Dopingtest riskieren und verzichten deshalb häufig auf die Einnahme von Colostrum auf Anraten der Wada. Weshalb dies nicht nur wissenschaftlich fragwürdig und teilweise unfundiert ist, sondern auch nicht unbedingt im Interesse der Sportler und Sportlerinnen, das möchten wir im Folgenden erklären:

Wir wissen bereits, dass IGF-1 in einigen Milchprodukten enthalten ist und als natürlicher Wachstumsfaktor fungieren kann.

Hätte die Wada dann nicht auch Kuhmilch und andere Milchprodukte als Dopingmittel einstufen müssen? Theoretisch schon.

Denn: Molkenprotein enthält erwiesenermassen in einigen Fällen ebenso viel IGF-1, wie Colostrum und müsste nach Logik der Wada deshalb vorsichtshalber nicht konsumiert werden. Doch die Wada rät nicht von einem Molkenprotein-Konsum ab und hat auch das Abraten von der Colostrum-Einnahme nicht aus den FAQs entfernt.

Was sagt der wissenschaftliche Kenntnisstand dazu aus?

Entwarnung: Der wissenschaftliche Konsens stellt klar

Die Wirkungen, welche die Nährstoffe im Colostrum beinhalten können, bieten unzählige, potenzielle Vorteile für Sportler: eine verbesserte Wundheilung, die Unterstützung des Immunsystems, die Unterstützung einer gesunden Darmkultur, sowie ernährungsphysiologische Vorteile, sind nur einige Beispiele. Besonders Sportler, die ihren Körper viel intensiver fordern als der “normale” Mensch, können von den Nährstoffen der Biestmilch gesundheitlich profitieren und sollten ihre strapazierten Körper gut versorgen und unterstützen, weshalb Colostrum ein gern gewähltes Nahrungsmittel für Athleten ist.

Doch sollten SportlerInnen auf diese Vorteile verzichten, weil das IGF-1 im Colostrum angeblich ein Doping-Risiko darstellt?

Mehrere wissenschaftliche Studien und anerkannte Wissenschaftler haben zum Thema IGF-1, Colostrum und Doping geforscht. Die Erkenntnisse, die gewonnen wurden, lassen das Abraten der Wada in deren FAQ-Bereich unfundiert erscheinen, denn:

Eine Studie aus Finnland, die eine Folgestudie zur Studie zur angeblich anabolen Wirkung von Colostrum durchführte, konnte eindeutig belegen, dass das diskutierte IGF-1 aus dem Colostrum bereits im menschlichen Darm verdaut wurde und nicht intakt ins Blut überging. Der kritisch-diskutierte Anstieg des IGF-1 Gehaltes im Blut kann daher eigentlich nur aus der körpereigenen Produktion aus der Leber stammen – nicht vom Colostrum.

Auch das Max-Rubner-Institut hat sich klar zur Diskussion um IGF-1 in Milchprodukten und dem Doping-Risiko, das von der Wada ausgesprochen wurde, geäussert:

,,Die normale IGF-1-Konzentration im Blut liegt im Bereich von 89 - 342 ng/mL, mit einem Median von 182 ng/mL. Somit trägt der Verzehr von Milch und Milchprodukten nur in geringem Umfang zur Erhöhung der IGF-1-Konzentration im Blut bei. Ob Milchproteine bei Erwachsenen die IGF-1-Konzentration stärker erhöhen als andere Proteine ist nicht völlig geklärt. Einige Beobachtungsstudien fanden eine positive Assoziation zwischen dem Verzehr von Milchprotein und IGF-1 Konzentration, in anderen Studien konnte dies jedoch nicht bestätigt werden.”

Das Fazit: Colostrum birgt kein Doping-Risiko

Die Gründe, weshalb die Einnahme von Colostrum auch während Wettkämpfen kein Doping-Risiko birgt, sind vielfältig.

  • Die ausbleibende Aufnahme von IGF-1 aus Colostrum im menschlichen Darm ist inzwischen mehrfach wissenschaftlich bestätigt worden. Die Diskussion um das Doping-Risiko durch eine Colostrum-Einnahme ist demnach hinfällig und es müsste eigentlich auch eine Entwarnung von der Wada kommen. Zahlreiche Untersuchungen in Anti-Doping-Laboren, die den IGF-1 Anstieg im Blut durch Colostrum-Einnahme untersucht haben, und der wissenschaftliche Konsens sind sich einig: es besteht keine Doping-Gefahr, wenn man Colostrum einnimmt, weil der menschliche Darm dieses nicht im aktiven Zustand in das Blut befördert. Eine Colostrum-Einnahme führt nicht zum IGF-1 Anstieg im Blut, der einen positiven Dopingbefund ergeben könnte. Eine Entwarnung kann deshalb klar gegeben werden.
  • Es gibt keinerlei Reglementierungen für IGF-1 Konzentrationen in Colostrum oder Colostrum-Präparaten. Das allgemeine Abraten von der Colostrum-Einnahme ist deshalb pauschalisiert und unfundiert, ohne einen IGF-1 Höchstwert für Präparate zu nennen. Wird Colostrum z.B. pasteurisiert, wird IGF-1 fast vollständig zerstört. Auch andere Milchprodukte enthalten in gleichen Mengen IGF-1 und die Wada rät von diesen Milchprodukten nicht ab.
  • Es ist unklar, ob die Milchproteine im Colostrum die IGF-1 Konzentration im Blut überhaupt stärker ansteigen lassen würden, als andere Proteine dies tun.
  • Dass Colostrum die Muskeln wachsen lässt oder die Physiologie des Körpers verbessert, ist nach wissenschaftlicher Erkenntnis nicht erwiesen, was die Doping-Vermutung durch die Wada erneut unfundiert erscheinen lässt.

Was wir hingegen eindeutig und wissenschaftlich fundiert wissen und belegen können, ist, dass Colostrum den Darm und das Immunsystems unterstützt. Das ist nicht nur für SportlerInnen, sondern für wohl jeden Menschen empfehlenswert, weil es das allgemeine Wohlbefinden verbessern kann. Auch das Internationale Olympische Komitees bestätigt diese positiven Erkenntnisse über Colostrum. Ein Verzicht auf Colostrum aus Furcht vor einem positiven Dopingtest ist unbegründet.

Sie können nun erleichtert durchatmen!

Quellen:

https://www.notabenenutrition.media/2022/06/28/kolostrum-ist-die-erste-nahrung-doping 

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8225123/

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7230051/

https://www.researchgate.net/publication/282937449_Physiological_doping_by_nutrition

https://www.mri.bund.de/fileadmin/MRI/News/Dateien/Ern%C3%A4hrungsphysiolog-Bewertung-Milch-Milchprodukte.pdf

https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/insulin-like-growth-factor/34245

https://www.wada-ama.org/en/prohibited-list?q=colostrum


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